In seinem kleinen Trödelladen, wo er nachts Pokerspiele mit seinen Kumpels veranstaltet, beschäftigt Don (Ernst Stötzner) den jungen, drogenabhängigen Bob (Jörg Pohl). Die beiden, die in einer Art Vater-Sohn-Beziehung zueinander stehen, planen einen Einbruch bei einem von Dons Kunden, bei dem sie eine wertvolle Münzsammlung vermuten
Denn besagter Kunde hatte zuvor vom ahnungslosen Don eine alte, scheinbar wertlose 50-Cent-Münze mit Büffel-Motiv gekauft - den legendären „American Buffalo“, eine von Sammlern hoch bezahlte Rarität.
Prof (bei Mamet: Teach), einer von Dons Zockerfreunden, bekommt Wind von dem Plan, sich die Münze bei dem in unmittelbarer Nachbarschaft wohnenden Kunden auf nicht ganz legale Weise zurückzuholen. Er beginnt, Bob aus dem geplanten Coup herauszudrängen, indem er einen Keil zwischen Don und dem Jungen treibt.
Das Misstrauen wächst mit dem Traum von Reichtum und Glück und lässt die drei schnell zu Rivalen werden. Don, der sich wider besseren Wissens von Profs Vorbehalten gegen Bob beeinflussen lässt, merkt zu spät, das alles ganz anders kommt als geplant...
Dem 1947 in Chicago geborenen Dramatiker („Hanglage Meerblick“, „Oleanna“), Drehbuchautor („Wenn der Postmann zweimal klingelt“, „Vanja – 42. Straße“) und Pulitzerpreisträger David Mamet gelang 1975 mit „American Buffalo“, seit 1977 eines der meistgespielten Stücke auf dem Broadway, der Durchbruch. Auch Michael Correntes Verfilmung 1996 mit Dennis Franz (Don), Dustin Hoffman (Teach) und Sean Nelson (Bob) war ein enormer Kassenschlager.
Im Dezember 2004 hat im intimen Bochumer Theater unter Tage, von Tobias Schunck in ein mit Trödel vollgestopftes, raumhoch mit Maschendrahtzaun umgebenes Müll-Environment verwandelt, der 30jährige Marc Lunghuß in seiner ersten großen Regiearbeit das Stück über den amerikanischen Traum vom Reichtum und Glück des kleinen Mannes, vom Erfolg des Individuums inszeniert – binnen 90 Minuten trotz reichlich Budenzauber eher konventionell vom Blatt.
Und noch so ein American Dream, der von der männlichen Freiheit in den unendlichen Weiten des einstmals wilden Westens, wie ihn heute vor allem die Zigarettenwerbung tradiert: Die drei Protagonisten tragen Cowboyhüte (Kostüme: Grit Groß) und geben sich auch sonst als Möchtegern-Machos mit grotesk ausgestelltem Männergehabe.
Ernst Stötzner (Don) ist der spinnerte Patriarch, ein cholerischer Polterkopf, der schon ’mal die Peitsche knallen und die Fäuste fliegen lässt, sich aber auch schnell wieder beruhigt und im Grunde, zumal als Elvis-Fan, eher ein ruhiger Typ ist.
Jost Grix gibt den Prof als nervösen Oberschlaumeier mit geckohaft-schnellen Kopfbewegungen, der seine Dummheit, ja seine Angst mit demonstrativer Kippen- und Gelhaar-Coolness zu überspielen trachtet.
Jörg Pohl (Bob), frischgebackener Absolvent der Essener Folkwang-Hochschule, glänzt bei seinem Bochumer Debut als armes Schwein - trotz großer, den beiden „Mentoren“ zu offensichtlich abgeguckter Attitüde.
Pitt Herrmann
David Mamet
American Buffalo
Schauspielhaus Bochum, Theater unter Tage