Mit "Concordia - Kunst und Wissenschaft in Eintracht" präsentiert die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel noch bis Mitte Juni 2018 eine kleine, feine Kabinettausstellung mit Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Großfoliotafeln aus dem Sehnsuchtsland Italien.
Leo von Klenzes Ölgemälde "Der Concordia-Tempel von Agrigento" entstand 1857. Der berühmte Münchner Maler (1784-1864) schenkte es dem Berliner Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1810-1926), von dem er im Gegenzug dessen zwölfbändiges Tafelwerk "Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien" (1849-1859) erhielt.
Der in Weimar lebende Nachfahre Oliver Lepsius hat das bedeutende klassizistische Werk, das sich stets im Familienbesitz befand, nun den Staatlichen Museen zu Berlin geschenkt, die ihrer Freude über den ersten "Klenze" im Bestand mit einer hochkarätig bestückten Kabinettausstellung inmitten der Schinkel-Säle der Alten Nationalgalerie Ausdruck verleihen.
Fake-News in Öl: Klenzes Ansicht des weltberühmten Tempels im sizilianischen Agrigent ist malerische Fiktion. Denn die Stadt ist, als kompositorisches Gegengewicht zur minutiös dargestellten dorischen Architektur, viel näher an den Tempel herangerückt. Das frisch gereinigte und restaurierte Gemälde Klenzes, das dem Betrachter förmlich entgegen leuchtet, wird zwei Landschaftskompositionen seines Zeitgenossen Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) gegenübergestellt, bei denen es sich um reine Ideallandschaften handelt.
Zum Rahmenprogramm gehören Kuratorenführungen mit Dr. Yvette Deseyve am 25. April und 4. Juli 2018 jeweils um 15 Uhr und der Vortragsabend "Ein Bild - zwei Perspektiven" am 20. Juni 2018 um 18 Uhr mit der Kuratorin der Alten Nationalgalerie sowie Dr. Silke Grallert, Kuratorin Archiv Altägyptisches Wörterbuch der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Di-So 10-18, Do bis 20 Uhr). Schon 'mal vormerken: Am 10. Mai 2018 wird die Sonderausstellung "Wanderlust. Von Caspar David Friedrich bis August Renoir" eröffnet und bis zum 16. September 2018 gezeigt.
Bauhaus-Archiv
Am 29. April 2018 schließt das Bauhaus-Archiv an der Klingelhöfer Straße unweit der CDU-Bundesparteizentrale auf unbestimmte und jedenfalls längere Zeit. Eine umfassende Sanierung steht an und da wird nach leidvollen - nicht nur - Berliner Erfahrungen erst gar kein Zeitplan publiziert. In den letzten Wochen bis dahin hat die Direktorin Annemarie Jaeggi unter dem Motto "Open House" die Fenster des Ausstellungsbereiches freilegen lassen, sodass sich dem nun lichtdurchfluteten Gebäude ganz neue Perspektiven eröffnen. Und das nicht nur optische: das Künstlerduo Bill Dietz/Janina Janke hat eine Klanginstallation konzipiert, welche die Besucher in die neue räumliche Erfahrung der Bauhaus-Architektur einbeziehen soll. Der Eintritt ist frei.
Käthe Kollwitz Museum
Das 1986 von Hans Pels-Leusden gestiftete Käthe Kollwitz Museum muss Ende 2019 seinen attraktiven Standort in Kudamm-Nähe aufgeben: In der großbürgerlichen Villa an der Fasanenstraße 24 unweit des Literaturhauses will der Hausbesitzer Bernd Schulz ein privates Exilmuseum einrichten. Ein neuer und zumindest wie ich finde attraktiver Standort ist mit dem Archiv der Akademie der Künste, das wie geplant ins Stammhaus am Pariser Platz (Brandenburger Tor) umzieht, gefunden: Spandauer Damm 19 unweit von Schloss Charlottenburg. Damit würde das nach entsprechendem Umbau endlich auch barrierefrei zugängliche Käthe Kollwitz Museum einen ohnehin schon attraktiven Kunst-Standort, zu dem neben dem Schloss vor allem die Museen Bröhan, Berggruen und Scharf-Gerstenberg gehören, ergänzend bereichern. Arne Kollwitz, die 88-jährige Enkelin der Künstlerin, stimmte wie der Vorstand des Trägervereins dem in Berliner Kulturkreisen nicht unumstrittenen Umzug zu.
SMB Hamburger Bahnhof
Der Hamburger Bahnhof, das Gegenwartsmuseum der Staatlichen Museen Berlin unweit des Hauptbahnhofes, hat nach dem sehr erfolgreichen Vorbild der Kunstsammlungen NRW in Düsseldorf (KPMG-Abend) mit der Volkswagen AG einen Sponsoring-Deal geschlossen, wie der Direktor der Nationalgalerie, Udo Kittelmann, jetzt bekanntgab: Seit Monatsbeginn April 2018 ist an jedem ersten Donnerstag im Monat von 16 bis 20 Uhr der Eintritt frei. Bis zur inzwischen bundesweit als vorbildlich diskutierten Regelung des Essener Folkwang-Museums (generell freier Eintritt zur Sammlung und kleineren Sonderausstellungen), die ebenfalls durch Kultursponsoring ermöglicht wird, ist es freilich noch ein weiter Weg.
Deutsches Historisches Museum
Noch bis zum 26. August 2018 erzählt das Deutsche Historische Museum Unter den Linden die Geschichte des Sparens, die in Deutschland ganz offenbar eng verbunden ist mit der propagierten Arbeitsethik und Lebensaskese des norddeutschen Protestantismus: die ersten Sparkassen wurden 1778 in Hamburg, 1786 in Oldenburg und 1791 in Kiel gegründet. "Sparen - Geschichte einer deutschen Tugend" sollte den GroKo-Politikern einen Besuch wert sein. Vielleicht werden sie durch diese materialreiche Ausstellung gemahnt, von ihrer skandalösen Null-Zins-Politik abzurücken - damit sich sparen endlich wieder lohnt (täglich 10-18 Uhr, bis 18 Jahre Eintritt frei, Führungen Mo, Sa 16 Uhr, Mi 14 Uhr, So 11 Uhr, Begleitbuch 25 Euro). Zwei weitere bemerkenswerte Ausstellungen gehen jetzt zu Ende: "Gier nach neuen Bildern - Flugblatt, Bilderbogen, Comicstrip" bereits am 8. April 2018 und "1917. Revolution. Russland und Europa" am 15. April 2018.
Humboldt-Box
In der Humboldt-Box vor der Großbaustelle des Berliner Stadtschlosses können Interessierte bei freiem Eintritt bis zum 16. September 2018 in der Ausstellung "Laut - Die Welt hören" ihren akustischen Sinn schärfen. Mit Sprache, Musik und Geräuschen werden auf drei Etagen des temporären Baues, der einen ersten Einblick gibt in das Humboldt-Forum hinter der historisierenden Schlossfassade, fremde Kulturen vorgestellt. Es ist die erste gemeinsame Präsentation zweier, wenn der Baufortschritt es will, Ende 2019 hier zusammengeführten Institutionen, des Berliner Phonogramm-Archivs des Ethnologischen Museums und des Lautarchivs der Humboldt-Universität. Das spektakulärste Exponat ist freilich auch optischer Natur: ein hölzernes Grammophon mit mächtigem goldenen Trichter. Aus ihm erklingen um 1900 entstandene Tonaufnahmen von Yusuf Al-Manyalawi, dem Caruso des Orients.
Bewegte Zeiten
Das Museum für Vor- und Frühgeschichte veranstaltet zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 in Zusammenarbeit mit dem Verband der Landesarchäologen vom 21. September 2018 bis zum 6. Januar 2019 im Martin-Gropius-Bau die Sonderausstellung "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland". Im gesamten Erdgeschoss werden die spektakulärsten Funde der letzten zwanzig Jahre präsentiert, insgesamt über eintausend hochrangige Exponate von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert. Der Vorverkauf hat bereits begonnen, Näheres im Netz unter smb.museum auf der Homepage der Staatlichen Museen zu Berlin.
Pitt Herrmann